
Vom Bolzplatz aufs WM-Parkett – Domenico Ebners Weg an die Spitze!
Vom verregneten Fußballplatz zum Torhüter der italienischen Nationalmannschaft – Domenico Ebner hat eine beeindruckende Reise hinter sich. Im Interview mit uns spricht der Bundesliga-Profi über seine erste WM, mentale Herausforderungen, persönliche Erfolge und warum Spaß am Sport der Schlüssel zum Erfolg ist.
Für uns war es eine große Ehre, Domenico vor und nach der WM begleiten zu dürfen. Wir sind stolz, Teil seines Weges gewesen zu sein und ihn bei seiner Vorbereitung und Regeneration unterstützt zu haben. Danke für dein Vertrauen – wir freuen uns auf eine starke, weitere Zusammenarbeit!
Hi Domenico, stell dich gerne kurz vor! Wie bist du zum Handballsport und speziell ins Tor gekommen?
Hallo zusammen, ich bin Domenico Ebner, 30 Jahre alt, komme gebürtig aus Freiburg, bin Deutsch-Italiener, spiele für den SC DHfK Leipzig in der ersten Handball-Bundesliga und die italienische Nationalmannschaft.
Zum Handball bin ich gekommen, da ich erst beim Fußball ein Probetraining gemacht habe. Allerdings hat es an dem Tag sehr geregnet, weshalb es mir nicht wirklich Spaß gemacht hat. Später hat mich dann mein Cousin mit zum Handball genommen, und es hat von Anfang an richtig Spaß gemacht.
Anfangs habe ich auf dem Feld gespielt. Bei einem Jugendturnier bin ich jedoch zu hart in den Zweikampf gegangen und habe dafür eine rote Karte bekommen. Daraufhin hat mein Trainer gefragt, ob ich beim nächsten Spiel ins Tor gehen könnte, da wir keinen festen Torhüter hatten. Ich habe meine Sache wohl ganz gut gemacht – und bin dann dabei geblieben.
Gab es einen entscheidenden Moment oder eine Person, die dich besonders geprägt hat?
Rückblickend gab es sicher einige Momente, die entscheidend waren. Gerade der Schritt aus der dritten Liga in die zweite Liga war nicht einfach. Ich musste neben dem Sport noch 50 % arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Das hätten sicher nicht viele so gemacht. Auch der spätere Aufstieg in die erste Liga war ein bedeutender Meilenstein.
Personen, die mich besonders geprägt haben, gab es ebenfalls einige. Einer meiner Jugendtrainer, Sebastian Strüblin, hat mir schon früh Themen wie Disziplin und Pünktlichkeit beigebracht. Wolfgang Ehrler hat mir den Weg aus der Jugend in den Herrenbereich geebnet. Ole Andersen hat mir die Videoanalyse nähergebracht. Aber auch viele weitere Personen haben mich auf meinem Weg unterstützt.
Dieses Jahr durftest du das erste Mal an einer WM teilnehmen. Was war dein persönlich größter Moment während der Weltmeisterschaft, und was bedeutet dieser Erfolg für dich?
Es war eine ganz besondere Ehre, nach 28 Jahren für eine so kleine Handballnation die Weltmeisterschaft zu spielen. Vor acht Jahren habe ich mich dazu entschieden, den Weg mit dem italienischen Handball mitzugehen, und habe immer davon geträumt, ein großes Turnier zu spielen. Nun hat es zwar länger gedauert als gedacht, aber dafür war es umso schöner.
Der größte Moment bei der WM war sicher das Spiel gegen Deutschland – für mich als Deutsch-Italiener ein ganz besonderes Spiel. Ich denke, wir haben es den Deutschen über weite Strecken schwer gemacht und gezeigt, dass der italienische Handball eines der spannendsten Projekte der nächsten Jahre ist.
Der Erfolg hat dem italienischen Handball riesige Aufmerksamkeit gebracht. Dennoch müssen wir in Italien noch viel Pionierarbeit leisten, um den Sport im Land weiter voranzubringen.
Handball auf so hohem Niveau erfordert nicht nur körperliche, sondern auch mentale Stärke. Wie hast du dich mental auf die Spiele vorbereitet?
Ich arbeite schon viele Jahre mit Mentaltrainern – seit einigen Jahren auch mit einer Frau. Sie hat mir geholfen, eine andere Sicht auf viele Dinge in unserem doch sehr männerdominierten Sport zu bekommen.
Die Vorbereitung auf die WM war geprägt von großer Vorfreude und wenig Druck, da wir bei der WM nach so langer Abstinenz nichts zu verlieren hatten. Trotzdem darf man die mentale Herausforderung nicht unterschätzen: alle zwei Tage zu spielen, den Fokus zu halten, zwischendurch abzuschalten und mit negativen Erlebnissen in kurzer Zeit umzugehen. Es war auf jeden Fall sehr lehrreich – und man lernt nie aus.
Gab es während des Turniers Momente, in denen du Schwierigkeiten überwinden musstest? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Gerade als Torhüter gibt es viele Aktionen im Spiel. Jedes Gegentor ist ein negatives Erlebnis, da man den Ball natürlich gerne gehalten hätte. Hier war es für mich wichtig, bei mir zu bleiben, die Situation im Kopf noch einmal durchzugehen, meine Wurfbilder der Spieler ins Gedächtnis zu rufen und durch die Atmung wieder Ruhe zu finden.
Nach weniger guten Spielen habe ich mir die Spiele direkt noch einmal angeschaut, um sie abzuhaken und nicht länger darüber nachzudenken.
Was nimmst du aus diesem Turnier mit, und welche Ziele hast du dir jetzt für die Zukunft gesteckt?
Erstmal war das Turnier für mich ein riesiger Erfolg – das war nicht selbstverständlich. Wir als kleine Handballnation wollen zukünftig bei weiteren großen Turnieren dabei sein.
Für mich persönlich nehme ich einige Themen mit, um mich beim nächsten Mal noch besser auf die hohe Belastung vorzubereiten, vor allem in Bezug auf Regeneration und Schlaf.
Zukünftige Ziele sind die Qualifikation für weitere große Turniere, um den italienischen Handball weiter voranzubringen. Für mich selbst steht im Fokus, meine Leistung zu stabilisieren: schlechte Phasen schneller zu beenden, mich zügig zu resetten und gute Phasen so lange wie möglich zu halten.
Du hast mit uns vor und nach der WM gearbeitet – welche Aspekte haben dir besonders geholfen?
Vor allem ging es davor darum, wieder ein gutes Gefühl für den Körper zu bekommen, da ich in den letzten Jahren einige kleinere Verletzungen hatte. Ziel war es, Bewegungsabläufe zu verbessern, zu optimieren und Beschwerden zu beseitigen.
Besonders hervorzuheben ist das individuelle Training. Durch die gezielte Arbeit an meinen Defiziten und meiner Kraft konnte ich meinen Körper bestmöglich auf die Belastungen vorbereiten.
Nach der WM hat Brian mir einen Plan erstellt, um mich von der Belastung zu erholen und mit neuer Power wieder einzusteigen. Das begann mit seinen Behandlungen – Brian weiß alles über den Körper und kann somit Probleme sofort erkennen und gezielt angehen. Die Sessions sind nicht ohne, lösen aber viel positives im Körper aus.
Danach folgte ein lockerer Trainingseinstieg, der sich bis zu intensiveren Einheiten steigerte. Vor dem Wiedereinstieg beim Club wurde die Belastung wieder reduziert. Dank der strukturierten Zusammenarbeit war ich bestens auf den Bundesliga-Alltag vorbereitet. Brians Erfahrung im Profisport ist dabei natürlich Gold wert, da so eine Belastung nicht einfach zu managen ist.
Zusätzlich bekommt er immer starke Unterstützung von Sascha – man fühlt sich einfach rundum gut aufgehoben.
Es macht auf jeden Fall riesig viel Spaß, und die Stimmung im H-YPE Gym ist wirklich besonders.
Letzte Frage - Gibt es eine besondere Botschaft oder einen Rat, den du jungen, aufstrebenden Torhütern mit auf den Weg geben möchtest?
Ich denke, das Wichtigste für junge Sportler ist, dass sie Spaß an der Sache haben.
Wenn der Spaß stimmt, geht man gerne zum Training und empfindet den Sport nicht als Belastung. Der Rest kommt dann ganz von alleine.
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